Im ungarischen Rácalmás steht eine der modernsten Reifenfabriken Europas. Der Reifenhersteller Hankook lud Pressevertreter im Rahmen einer Media Tour dazu ein, sich einen Eindruck vom Werk zu verschaffen. Gleichzeitig nutzten die Verantwortlichen die Gelegenheit, über die strategische Ausrichtung in Europa zu informieren.
Im Reifenwerk der koreanischen Firma Hankook kommt alles Gute von oben. Das Gute ist in diesem Fall – wie soll es auch anders sein – der Reifen. Über das installierte Skysystem werden die Pneus durch die verschiedenen Produktionsstufen geleitet. Von der eigentlichen Bestimmung, für die richtige Bodenhaftung und die optimale Verbindung zwischen Auto und Straße zu sorgen, ist im Werk in Rácalmás nahe der ungarischen Metropole Budapest noch wenig zu erkennen. Auf den ersten Blick sieht es aus, als wolle man die Reifen vor zu viel Bodennähe schützen. Der Hintergrund ist natürlich ein völlig anderer: Über das Skysystem lassen sich die Reifen wesentlich effizienter und platzsparender als über mächtige Förderbänder am Boden transportieren. Überhaupt ist dieses Werk in seiner Struktur eines der modernsten weltweit. Nicht nur die Maschinen sind state of the art. Die Produktion in Rácalmás wird für europäische Verhältnisse beinahe beispiellos linear und ohne Umweg abgewickelt.
Betrachtet man die bloßen Zahlen, so muss man konstatieren, dass Hankook schon längst in der Liga der Top-Reifenhersteller spielt. Im globalen Ranking wird Hankook bereits an siebter Position geführt. Mit dem Ausbau der Produktion in Ungarn liefern die asiatischen Pneu-Spezialisten nun auch ein deutliches Bekenntnis zum europäischen Markt. Aktuell werden im Silber glänzenden Werk in Rácalmás täglich etwa 15.000 Reifen vornehmlich für das Pkw- und SUV-Segment produziert. Die Koreaner haben sich die Hightech-Fabrik rund 320 Millionen Euro kosten lassen. In der nun beginnenden zweiten Ausbaustufe rechnet Hankook nochmal mit einem Investitionsvolumen von 230 Millionen Euro. Der Stolz auf das ungarische Werk ist den Hankook-Verantwortlichen auf der Media-Tour deutlich anzumerken. PR-Manager Felix Kinzer und Hankook Chief Operating Officer für Europa Jin-Wook Choi treten auf der Pressekonferenz gut gelaunt vor die versammelte Fachpresse und berichten gar über eine mögliche dritte Ausbaustufe. Bis zum Jahr 2011 soll eine Produktionskapazität von jährlich etwa 10 Millionen Reifen erreicht werden. Besonders im Bereich der Hochleistungsreifen erwartet Hankook eine weitaus stärkere Nachfrage. In diesem Jahr freuen sich die Koreaner in Europa bereits über ein Wachstum von 30 Prozent.
Seit gut zwei Jahren werden in Rácalmás Hankook-Pneus für den europäischen Markt gefertigt. Besonders auch in der Erstausrüstung hat Hankook in den letzten Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht. Zum festen Kundenstamm zählen unter anderem Ford, Audi, Chrysler, Kia, Renault und Opel. Die Produktion in Ungarn bietet den europäischen Markt betreffend logistische Vorteile. Die Reifen finden ihren Weg zur europäischen Abnehmerschaft deutlich schneller, als sie es aus einem koreanischen Werk schaffen könnten. Überzeugen kann Hankook aber nicht nur in Form kürzerer Lieferzeiten. Auch die Qualität der Pneus steigt stetig. Der Testsieg des Optimo 4S im großen Ganzjahresreifentest der Auto Bild ist Beleg hierfür. Einen wesentlichen Anteil an diesem Qualitätsschub hat Dr. Hendrik Stevens, Chief Engineer aus dem Europe Technical Center. Stevens nutzt die Media Tour, um der Presse auch über sein Aufgabengebiet und die Herausforderung in der Reifenentwicklung aufzuklären. Eine zentrale Aufgabe liegt laut Stevens darin, den Rollwiderstand weiter zu reduzieren. Dies müsse natürlich ohne Einbußen beim Nassgrip erreicht werden. Zentraler Baustein hierfür sei die Einführung der nächsten Generation an Polymeren. Mit dieser sei eine Reduzierung um etwa zehn Prozent realisierbar.
Die Media Tour von Hankook gewährte insgesamt aus entwicklungstechnischer und strategischer Sicht interessante Einblicke in die Reifenproduktion. Der koreanische Hersteller will mit viel Investitionsfreudigkeit und Innovationskraft seine Position im europäischen Markt weiter stärken. Gerade im UHP-Segment sind hierfür jedenfalls noch reichlich Potenziale vorhanden.
(kle)