Michael Saitow hat als Macher von Tyre24 maßgeblich dazu beigetragen, dass sich das Reifengeschäft verändert hat. Im Interview mit der Redaktion spricht der Pfälzer Internetunternehmer über seine Pläne für die Zukunft und fehlende Investitionsbereitschaft in der Branche. Sie haben die Branche mit Ihrer Idee verändert. Wie waren die Reaktionen aus der Branche, als klar wurde, das Geschäft von Tyre24 gewinnt an Größe?
Im Oktober 2002 lief das erste Live-System stabil. Da gab es noch relativ wenig Gegenwind. Im weiteren Verlauf bauten sich dann zwei Fraktionen auf: Einerseits die absoluten Internetskeptiker, und an zweiter Stelle Akteure wie Krupp oder Reifen Ritter, die relativ schnell gesagt haben, dass könnte funktionieren. Und wenn es funktioniert, dann knallt es richtig. Die beiden genannten Handelsakteure waren auch die ersten, die das System genutzt und gefördert haben.
Hat sich seither Ihr Blick auf die Branche grundsätzlich gewandelt?
Ich glaube nach wie vor, dass die Branche relativ weit hinten dran ist, was die Nutzung der neuen Technologien angeht. Das trifft aber auch auf sämtliche vergleichbare Branchen wie die Gastronomie und das Handwerk zu. Viele haben das Themenfeld eCommerce noch nicht richtig verstanden. Es geht ja nicht nur um den reinen Verkauf über einen Webshop, sondern auch darum, neue Wege zur Neukundengewinnung zu gehen, zum Beispiel über Apps. Für die Reifenbranche an sich gilt es, ein umfassendes Kundeninformationsinstrument zu nutzen und anzubieten – das reicht bis hin zur Verwaltung der Hebebühnen und einer Terminvergabe. Transparenz also nicht auf preislicher Ebene, sondern auch was Service und Montagetermine betrifft. Es gibt einige Akteure die sich nun in diese Richtung bewegen, aber das sind immer noch viel zu wenige.
Was mir besonders auffällt, ist die fehlende Bereitschaft in diese neuen Möglichkeiten zu investieren. Wir betreiben ja auch einige relativ große Webshops und haben Kunden, die für ihre Webpräsenz im Monat 30.000 bis 40.000 Euro bezahlen. Das sind Summen, die ein gut funktionierender Shop tatsächlich kostet – ohne Werbung drumherum. Bei vielen Herstellern und Großhändlern ist im Bereich eCommerce aber kaum Investitionsbereitschaft zu erkennen. Es fehlt vielfach die Professionalität und der Wille, sich in diesem Segment zu platzieren und Marktanteile zurückzugewinnen.
Lesen Sie mehr zu Saitows Idee der Modifizierung der Kundenansprache und seine Tipps an den Reifenfachhandel zur Bewältigung der digitalen Herausforderung im IT-Spezial der Dezember-Ausgabe.
(kle)