Die aktuelle Relevanz und Perspektiven des CarSharings haben der TÜV Rheinland, FSP und die Beratungsgesellschaft BBE Automotive im Rahmen einer Gemeinschaftsstudie versucht einzuordnen. Ein Fazit: CarSharing wird künftig fester Bestandteil zeitgemäßer Mobilität, die automotive Welt allerdings wird es nicht entscheidend verändern. Zudem ist der Einfluss auf den Aftermarket als sehr gering zu beurteilen. Wie steht es um die Zukunft des CarSharings in Deutschland? Entwickelt sich das Autoteilen in den nächsten Jahren für die Anbieter wirklich zum ganz großen Geschäft oder bleibt es auf Dauer ein Nischenprodukt? Wird der eigene Wagen zukünftig gar zum Auslaufmodell? Die von TÜV Rheinland, FSP (Fahrzeugsicherheitsprüfung) und der Kölner Beratungsgesellschaft BBE Automotive vorgelegte Studie formuliert in ihrem Fazit ein klares Nein. CarSharing werde zwar ein fester Bestandteil zeitgemäßer Mobilität, wenngleich sich die zum Teil erwarteten enormen Wachstumsraten nicht realisieren lassen. Derzeit nutzt rund eine Million Autofahrer die Angebote unterschiedlicher Anbieter. Laut Prognose von BBE wird sich der Markt unter den gegenwärtigen Bedingungen bis zum Jahr 2020 auf etwa zwei Millionen Nutzer verdoppeln. Mit „Rückenwind“ wie durch Begünstigungen der Politik oder Vernetzung unterschiedlicher Anbieter via Apps könnte die Zahl der Nutzer sogar auf rund drei Millionen steigen.
Als absolut notwendig erachten die Verantwortlichen eine differenzierte Betrachtung der Angebote: CarSharing sei nicht gleich CarSharing. Eine differenzierte Betrachtung zeige, dass der Markterfolg zum großen Teil aus dem starken Wachstum der sogenannten Freefloater wie DriveNow (BMW/Mini/Sixt) und car2go (Daimler/Europcar) resultiere. Um 347.000 (plus 189 Prozent) ist die Zahl der Free Floating-Nutzer (5.900 Fahrzeuge) laut der Studie von Januar 2013 bis Juli 2014 auf 530.000 gewachsen. Lediglich um 200.000 (plus 74 Prozent) erhöhte sich im selben Zeitraum die Zahl der Nutzer von stationsbasierten Angeboten (rund 9.000 Autos).
Theoretisch biete CarSharing ein enormes Geschäftspotenzial: Rund 60 Millionen der rund 80,7 Millionen Deutschen befindet sich im "fahrfähigen Alter" über 18 Jahre. Davon besitzen rund 75 Prozent einen Führerschein. Wie jedoch Umfragen belegen, können sich lediglich 16 Prozent (sieben Millionen) der 45 Millionen Autofahrer vorstellen, den eigenen Wagen abzuschaffen und nur noch CarSharing zu nutzen. Das belegen auch die Zulassungszahlen. Der Pkw-Bestand stieg von 2007 bis 2014 von 41,2 Millionen auf 43,9 Millionen. Für 2020 erwartet BBE rund 45 Millionen Fahrzeuge.
Die Studie zeigt deutlich, dass eine Zahl von zwei beziehungsweise drei Millionen Nutzern mit 26.000 oder 39.000 Fahrzeugen auch im Jahr 2020 den Aftermarket (Werkstatt- und Ersatzteilgeschäft) nur unwesentlich beeinflussen wird. Der entgangene Umsatz wird auf unter einen Prozent beziffert.
Laut TÜV Rheinland, FSP und BBE ist CarSharing als zusätzliche Mobilitätsalternative zwar mehr als eine Modeerscheinung, wird aber die automobile Welt vorerst nicht entscheidend beeinflussen. Es könne nur in bestimmten Ballungsgebieten weiter wachsen, jedoch auch dort nur ergänzend wirken. Eine Verweigerung gegenüber dem eigenen Wagen sei aktuell nicht nachweisbar – das gelte auch für Großstädte. Für Fahrzeughersteller und auch Händler sehen die Verantwortlichen aber Chancen, durch CarSharing potenzielle Kunden an das Produkt heranzuführen.
(kle)