Reifentests haben hierzulande eine besondere Relevanz. Sie sind oftmals kaufentscheidendes Kriterium und somit von immenser Bedeutung für die Industrie. Testsiege und gute Ergebnisse werden marketingtechnisch groß aufbereitet. Negative Resultate haben eine entsprechende Strahlkraft in die andere Richtung. Nokian Tyres hat zugegeben, Reifen für Tests zur Verfügung gestellt zu haben, die speziell angefertigt wurden. Welche Konsequenzen können aus dem Bekenntnis gezogen werden und welche Verbesserungen sind notwendig, um die Glaubwürdigkeit der Tests zu erhöhen? Antti-Jussi Tähtinen, Vice President Marketing and Communications von Nokian, erkennt eine "echte Nachfrage nach ethischen Richtlinien", die von der Reifenindustrie geschaffen werden müssen.
Die Glaubwürdigkeit von Reifentests wird nicht erst seit dem „Nokian-Bekenntnis“ hinterfragt. Der aktuelle Fall ist ein Beleg dafür, dass es Industrie-Akteure gibt, die sämtliche Möglichkeiten innerhalb des „Systems Reifentest“ ausschöpfen. Wie beurteilen Sie die Situation? Besteht Optimierungsbedarf oder wird das Thema zu hoch gekocht?
Beides. Das Thema wird in vielen Medien übertrieben, aber auf der anderen Seite gibt es eine echte Nachfrage nach ethischen Richtlinien die von der Reifenindustrie geschaffen werden müssen.
Man muss sicher auch in der Qualität der Tests unterscheiden. Wichtige Parameter hierfür sind die Gewichtung der Testdisziplinen, die Art und Sorgfalt der Durchführung bei den einzelnen Einheiten, ganz gewiss aber auch die Beschaffung der Test-Reifen. Kann ein Test beispielsweise nur dann aussagekräftig sein, wenn alle Reifen im freien Markt eingekauft wurden?
Kunden und Leser sollten zumindest wissen, welche Reifen auf dem freien Markt eingekauft wurden und welche nicht.
Die Redaktion hat Verantwortliche zahlreicher Hersteller zur Thematik "Reifentest" befragt. Lesen Sie die komplette Interviewstrecke in der Messe-Ausgabe des Reifenfachmagazins Auto Räder Reifen - Gummibereifung.
(kle)