Foto:

Reifenindustrie

Vredestein mit Know-how

In etwas ruhigeres Fahrwasser will die Vredestein Banden B. V. zunächst kommen. Die Allianz mit dem russischen Partner Amtel ist gerade abgehakt, lediglich Produktionsmaschinen in Enschede erinnern noch an die Verbindung. Mit Apollo soll es wieder aufwärts gehen. Dafür schufen die Niederländer an ihrem Produktionsstandort in Enschede die wichtigsten Voraussetzungen.

In etwas ruhigeres Fahrwasser will die Vredestein Banden B. V. zunächst kommen. Die Allianz mit dem russischen Partner Amtel ist gerade abgehakt, lediglich Produktionsmaschinen in Enschede erinnern noch an die Verbindung. Mit Apollo soll es wieder aufwärts gehen. Dafür schufen die Niederländer an ihrem Produktionsstandort in Enschede die wichtigsten Voraussetzungen.

Zunächst soll eine Anlage, Quadruplex, die für die Laufflächen-Extrusion vorgesehen ist, die Runflat-Reifen auf die europäischen Anforderungen ab 2012 einstimmen. Die Anlage, die mit großen Lkws über die Straßen von Rußland nach Enschede transportiert wurde, arbeitet mittlerweile schon seit einem Jahr im Werk Enschede. Die Quadruplex wird bei der Produktion von High-Performance-Reifen genutzt, die Laufflächen aus vier Gummimischungen einsetzt. Vredestein CEO Rob Oudshoorn ist stolz darüber, das Mitarbeiter an der Entwicklung des Maschinenparks entscheidend mitgewirkt haben. So wurde beispielsweise die Quadruplex in Enschede besonders für die Silica-Lauffläche modifiziert. Dasa ist nur ein Beispiel. Die Techniker im Werk stehen für viele Neuerungen, die zu mehr Effizienz führen.

Wenn es um Reifenintelligenz geht, meldet sich Vredestein an vorderster Stelle. So produziert der Hersteller mit dem SpaceMaster intelligente Reservereifen für moderne Hochleistungsfahrzeuge. Das ist Vredesteins einziger Beitrag zur Erstausrüstung. Sonst verlassen Pkw-Reifen bis mittlerweile schon 24 Zoll und Landwirtschafts-Pneus die Fließbänder in Holland. In dem „State of the Art“-Werk haben es die Produktionstechniker geschafft, die Umrüstzeiten für die Produktion zu verkürzen. Viel wichtiger sind die Beiträge der Ingenieure in den Segmenten Silicatechnologie und der Herstellung von Sommer- und Winterreifen (UHP). Auf die Fahnen schreiben sich die technisch akribischen Holländer die Entwicklung der Quadruplex und des Triplex Extruders. Reifenaufbaumaschinen wurden zum Teil selbst entwickelt, aber ebenso eingekauft. Im Moment investiert Vredestein in vollautomatische Reifenbaumaschinen für das UHP-Segment. In den 80 Heizpressen „kocht“ der niederländische Produzent auch radiale Reifen für die Landwirtschaft. Übrigens: Die Vredestein-Zweitmarke Maloya, die vom Namen her schweizerisch angehaucht ist, entsteht ebenfalls in den Niederlanden.

Mit dem Status „State of the Art“ gibt sich Vredestein nicht zufrieden. Die Planer sehen vor, noch technische Verbesserungen in den Produktionsprozess zu integrieren. Auf dem Programm stehen u. a. eine weitergehende Automatisierung, die die manuellen Arbeiten in den Hintergrund drängen sollen, und der Einsatz der vollautomatischen Reifenaufbaumaschinen. Wenn das Gespräch auf den Einsatz von technischen Fachleuten kommt, wird CEO Rob Oudshoorn euphorisch. Er weiß genau, trotz aller Automatisierung sind Spezialisten an Nahtstellen erforderlich. Sein Urteil: „Gute Fachleute sind unentbehrlich!“ Er nennt Beispiele: „Wir benötigen Spezialisten im Reifenbau, in der Vulkanisation, Extrusion und im Mischungsbereich.“

„Jede neue Technik verlangt geradezu nach qualifizierten Fachleuten“, egal wie viel Technik ein Unternehmen auch besitzt, die richtigen Leute müssen an die richtigen Stellen. Und genau das ist Vredesteins Stärke“, erklärt Oudshoorn. Mit der „kompakten“ Organisation ist niederländische Reifenproduzent in der Lage, technisch perfekte und ästhetisch überzeugende Produkte zu erstellen. Durch die Zusammenarbeit mit Designer Giugiaro grenzte sich Vredestein durch eine Alleinstellung vom Wettbewerb ab. Die „italienische“ Formgebung brachte Vredestein im Sektor Marketing entscheidend nach vorn. Das wirkt sich natürlich im Verkauf aus. Die Autofahrer kaufen nicht nur Reifen, sondern „designte Pneus von Vredestein.“ Mit dieser Alleinstellung im Markt hat sich Vredestein einen Wettbewerbsvorteil geschaffen. Als Rob Oudshoorn die Zusammenarbeit mit dem „großen Designer“, der Eisenbahnen, Autos und natürlich Reifen im Rahmen der Gestaltungselemente seinen Stempel aufdrückte, waren sogar im eigenen Hause skeptische Stimmen zu vernehmen. Die sind längst verstummt. – Natürlich kann Giugiaro an einem Auto mehr und auffälliger arbeiten als an einem Reifen. Doch die Käufer schätzen die Handschrift des italienischen Meisters hoch ein und nehmen die Art der Formgebung als willkommenen Mehrwert mit nach Hause.

Dass Vredestein nicht nur im Bereich Design innovative Züge trägt, sondern auch bei der Produktauswahl technisches Neuland beschreitet, zeichnet der kleinen Hersteller mit rund 5,5 Millionen Reifen im Jahr aus. So brachte der niederländische Produzent in diesem Jahr den All-Season Reifen für SUVs: Quatrac 3 SUV heraus. Die extrem breite Lauffläche sorgt für eine noch bessere Straßenlage und bietet außergewöhnliche Stabilität, ohne dabei auf Komfort zu verzichten. Der Reifen besitzt aufgrund der doppelten Rayon-Schicht und eine extra stabilen Gürtel eine höhere Tragfähigkeit und ist deshalb für besonders für schwere SUV-Fahrzeuge ausgelegt. Das markante, asymmetrische Profil bietet Sicherheit und Komfort. Der Quatrac 3 SUV besitzt gute Fahreigenschaften sowohl auf trockener als auch nasser Fahrbahn. Der Ganzjahresreifen bietet den Autofahrern die Alternative, nur einen Reifen im Sommer und im Winter zu fahren. Das Umrüsten entfällt. In Ländern ohne extrem winterliche Bedingungen meistert er seine Aufgaben hervorragend. Auch optisch fällt der Reifen auf: Er verfügt über ein komplett neues Feature. Das asymmetrische Design und die nicht-direktionale Lauffläche verleihen ihm futuristisches Aussehen.

Vredestein forscht und entwickelt nicht nur für das eigene Unternehmen. Die Vredestein Consulting BV, die im gleichen Gebäude wie die Geschäftsführung des Reifenherstellers untergebracht ist, betrachtet sich als High-Tech-Einrichtung, die das technologische Know-how der Muttergesellschaft in den Markt bringt. Der Transfer von Know-how bildet das Geschäftsmodell der Beratungsgesellschaft. Sie hat drei zentrale Ansätze für den Transfer festgelegt:

1. Umsetzung der Technologie
2. Ausbildung in der Reifentechnologie
3. Third-Party-Beratung (Beratung an Dritte)

Dabei kann der Consultingbereich auf das hohe technologische Niveau auf die Muttergesellschaft Apollo Vredestein BV zurückgreifen. Ein Projektmanager alter Schule, der für Apollo Vredestein arbeitet, ist Gerard Nijmann. Er gibt einen Überblick, welche Tätigkeiten der Beratungsbereich des Herstellers ausführte. „Die Herstellung von Reifen der nächsten Generation“ gestaltet sich als immer währender Prozess. Hinzu kommen Projekte zur Prozess- und Produktentwicklung. Auch das Upgrading der Kapazität der Mischanlage stand auf seinem Programm. Der von der Universität in Twente (Bereich: angewandte Physik) gekommene Nijmann, der bei der Vredestein Consulting für den Schulungsbereich verantwortlich war, wickelte ein für ihn sehr interessantes Projekt ab: „Projekt zur Produktion von landwirtschaftlichen Fahrzeugen in einem Dritte-Welt-Land“.

Das Beherrschen der Technik und modernster Technologien hat Vredestein mit Know-how-Transfer in klingende Münze umgewandelt. Während sich in anderen Unternehmen die Mitarbeiter als Berater verdingen, bringt sich Vredestein als Unternehmen ganz mit ein. Eine gute Idee, die auch davon lebt, dass aus der Beratung neue Eindrücke für die eigene Arbeit und das eigene Wissen zurückfließen.

(oth)

Reifenindustrie

Apollo Vredestein B.V. entlässt 750 Mitarbeiter am Standort Enschede

Apollo Vredestein B.V. will den Standort Enschede spezialisieren. Konkret heißt dies auch: Innerhalb der nächsten 24 Monate wird die Belegschaft in den Niederlanden um rund 750 Vollzeitbeschäftigte reduziert.

    • Reifenindustrie

Apollo Tyres

"Die Marke ist wichtiger als Volumen!"

Spätestens seit dem viel beachteten Auftritt auf der diesjährigen Reifenmesse in Essen dürfte jedem Experten klar sein, dass Apollo Tyres mit Macht in den europäischen Markt drängt. Während des Aufenthaltes in Indien sprach die Redaktion mit Neeraj Kanwar, Vice Chairman & Managing Director, über die Pläne von Apollo Tyres.

    • Apollo, Reifenindustrie

Reifen

Vredestein präsentiert Quatrac 5 und Snowtrac 5

Apollo Vredestein stellt zwei neue Reifen vor: den Ganzjahresreifen Quatrac 5 und den Winterreifen Snowtrac 5. Beide Reifen wurden in dem globalen Forschungs- und Entwicklungszentrum von Apollo Tyres im niederländischen Enschede entwickelt. Laut Unternehmensangaben zeichnet sich der Vredestein Quatrac 5 unter anderem durch sein asymmetrisches Design der Lauffläche aus.

    • Reifen, Ganzjahresreifen, Winterreifen

Reifenhandel

Apollo übernimmt Reifencom GmbH

Apollo Tyres hat die Übernahme der Reifencom GmbH bekannt gegeben. Der Kaufpreis soll bei 45,6 Mio Euro liegen. Damit kommt die indische Reifengröße dem Ziel der Vergrößerung der Handelspräsenz in Europa ein großes Stück näher. Zuletzt hatte Apollo ein europaweites Partnerschaftsprogramm für Händler auf den Weg gebracht. Die Verantwortlichen wollen die Sichtbarkeit der Konzern-Marken erhöhen.

    • Reifenhandel, Industrie, Handel