Die Continental AG senkt ihren Ausblick für das Geschäftsjahr 2016. Wesentlicher Grund dafür ist laut den Verantwortlichen das sich in den zurückliegenden Tagen ergebende, kombinierte Auftreten von einzelnen, voneinander unabhängigen Sachverhalten in den drei Automotive Divisionen („Automotive Group“) des Technologieunternehmens. Dazu zählen mehrheitlich Gewährleistungsfälle für im Zeitraum 2004 bis 2010 ausgelieferte Produkte der beiden Divisionen Chassis & Safety und Interior sowie mögliche Aufwendungen für anhängige Kartellverfahren. In Summe belaufen sich alle diese Belastungen voraussichtlich auf rund 390 Millionen Euro.
Darüber hinaus habe Ende August 2016 ein drittes Erdbeben in der Region Kumamoto, Japan, die Situation eines dort ansässigen Lieferanten für Mikro-Kontrolleinheiten weiter verschlechtert. Die Division Interior rechnet daher im laufenden Jahr mit einem Umsatzausfall in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro. Bereits im April dieses Jahres hatten zwei Erdstöße die Produktion stark beeinträchtigt. Nach diesem ersten Auftreten der Naturkatastrophe lag die Erwartung nach Unternehmensangaben noch bei einem Umsatzausfall in Höhe von 50 Millionen Euro. Aufgrund des Aufwands für angefallene Sonderfrachten, notwendige Produktanpassungen und erhöhte Fertigungskosten werde das EBIT der Division Interior voraussichtlich um 50 Millionen Euro geringer ausfallen.
Auch führt das Unternehmen um die 60 Millionen Euro aus "kurzfristig erhöhten Ausgaben für die Forschung und Entwicklung in den Divisionen Interior und Powertrain" auf. Begründet wird dies mit dem "erheblich beschleunigten, strukturellen Wandel in der Automobilindustrie. Dieser habe zu einem vorübergehend erhöhten Entwicklungsaufwand für Infotainmentsysteme und einer umgehend eingeleiteten, verstärkten Forschung an umweltfreundlichen Antrieben geführt. Die bereinigte EBIT-Marge der Division Powertrain werde daher im laufenden Jahr voraussichtlich unter der des Vorjahrs von 5,7 Prozent liegen. Die Conti-Verantwortlichen kündigen in den kommenden Monaten eine strategische Anpassung an. Diese soll unter anderem dazu führen, die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung noch stärker auf die neuen Chancen zu fokussieren.
In Summe bedeuten alle genannten Einzelfälle zusammen für das laufende Jahr einen negativen Effekt auf das berichtete und das bereinigte EBIT der drei Automotive-Divisionen in Höhe von etwa 480 Millionen Euro. Der Ausblick für die bereinigte EBIT-Marge der Automotive Group wird auf über 6,5 Prozent zurückgenommen (bisher über 8,5 Prozent). Trotz der negativen Effekte rechnet Continental für das vierte Quartal 2016 in der Automotive Group mit einer bereinigten EBIT-Marge von über 9 Prozent. Die Umsatzerwartung liegt für 2016 weiterhin bei rund 41 Milliarden Euro vor Währungskurseinflüssen.
(kle)