Die europäische Kfz-Ausrüstungsbranche fällt angesichts der aktuellen Euro-Turbulenzen nicht in Schock-Starre. Vor zwei Jahren war auf der Equip Auto eine aus der prekären Situation an den Finanzmärkten resultierende Verunsicherung deutlich zu spüren, an den Ständen vieler Branchenakteure wurden damals die Auswirkungen auf die Wirtschaftswelt intensiv diskutiert. Auf der diesjährigen Ausgabe der Fachmesse wurde die aktuelle Euro-Problematik zwar sehr wohl thematisiert, allein das im Vergleich zu 2009 enorm gestiegene Ausstelleraufkommen allerdings verdeutlichte, dass die Akteure des Aftermarkets sich vom derzeitigen Finanzgeschehen größtenteils nicht verunsichern lassen. Sicher, der Wettbewerb hat in den letzten Jahren an Schärfe zugelegt. Das verstärkte Auftreten asiatischer Firmen wird diese Tendenz weiter befördern. Besonders die europäischen Unternehmen aber begegnen dieser Herausforderung mit einer nie dagewesenen Qualitätstiefe.
Das Ausstellungsgelände in Paris Nord-Villepinte war mit gut 1.800 Ausstellern gut ausgelastet. Die Veranstalter der internationalen Fachmesse für Kfz-Ausrüstungen und Werkstattbedarf vermeldeten bereits im Vorfeld, die Zielvorgaben erreicht zu haben. Die Equip Auto präsentierte sich in neuem Format und mit neuartigen Foren. Aktuelle Techniktrends und Herausforderungen für den Kfz-Aftermarket wurden in den Ausstellungsforen wie dem Green Tech Forum sowie dem Trend- und Innovationsforum beleuchtet. Das umfassende Workshop-Programm sorgte darüber hinaus für einen hinreichenden Informationsaustausch. Besonders interessant waren die vermittelten Inhalte zur Kundenbindung, der optimalen Ausschöpfung des Umsatzsteigerungspotenzials und einer sinnvolle Investitionsbereitschaft.
Eine verstärkte Präsenz zeigte auf der Equip Auto im Jahre 2011 die Reifenbranche. Neben großen Herstellernamen wie Bridgestone, Continental, Cooper Tyres, Goodyear/Dunlop, Michelin und Pirelli France dokumentierten zahlreiche Reifengroßhändler durch Anwesenheit ihre Ambitionen zur Erweiterung des Kundenstamms und Partnernetzwerkes. Mit „Focus on tyres“ betitelte die Messeleitung das geballte Auftreten europäischer und asiatischer Pneuakteure. Euro-Tyre beispielsweise nutzte die Leistungsschau, um gezielt am Bekanntheitsgrad auf dem französischen Markt zu arbeiten. Ein seit jeher gutes Standing in Frankreich besitzen Deldo und Inter-Sprint, beide Großhändler waren ebenfalls in Paris mit nicht zu übersehenden Ständen vertreten. Einen Schub für die Marke Aeolus in Europas zweitgrößtem Reifenmarkt erhofften sich die Heuver-Mannen. Im Gespräch mit AutoRäderReifen-Gummibereifung zeigten sich die Verantwortlichen durchaus zufrieden mit dem Messeverlauf.
Zu einer beachteten Größe im französischen Reifengeschäft ist mittlerweile auch Tyre 24 herangereift. Erst im März 2010 an den Start gegangen, peilen die Onliner aus der Pfalz bereits einen 4-stelligen Kundenstamm an. Frankreich wird von den Verantwortlichen als Experimentierfeld bezeichnet, auf dessen Basis die europäische Expansion weiter vorangetrieben werden soll. Zwar entwickelt sich die französische Handelsplattform nicht im gleichen Tempo wie sie dies in Österreich tut, dies allerdings kann mit der weniger online-affinen Händlerschaft erklärt werden. Die Messlatte aktuell in Frankreich ist die Plattform 07ZR.com. Die Verantwortlichen der betreibenden Propneu S.A. kündigten in Paris an, ihre Aktivitäten im kommenden Jahr auch auf den deutschen Markt auszudehnen. Man darf gespannt sein, ob das Angebot die hierzulande beinahe übermächtige Position der Tyre 24 GmbH wird ankratzen können. Die Equip Auto jedenfalls verdeutlichte insgesamt, dass die Akteure im Reifensektor stets auf dem Sprung sein sollten. Die Weiterentwicklung und Optimierung der Services und Angebotspaletten ist Grundvoraussetzung zur Bestätigung der eigenen Marktposition. (kle)
