Die Corona-Krise erwischt die deutsche Kautschukindustrie laut dem Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V. in einer schwierigen Phase. Der Branchenverband erwartet für das Jahr 2020 einen zweistelligen Umsatzrückgang.
Schon in der zweiten Jahreshälfte 2019 hatten die Umsätze nach wdk-Angaben in der gesamten Breite des Produktportfolios nachgegeben. Insgesamt lag der Branchenumsatz im vergangenen Jahr mit knapp elf Milliarden Euro um 4,2 Prozent unter dem von 2018. Erstmals seit Jahren sank wieder die Zahl der Beschäftigten, von rund 75.000 auf gut 73.000.
Nachdem im Januar und Februar 2020 die Umsätze – wie erwartet – unter dem Vorjahr lagen, wurde die Branche im März und April hart von den politischen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise getroffen. Der wdk führt aus: Während im Inland der Warenabsatz etwa im Fahrzeughandel stockte, schwächelte das industrielle Exportgeschäft und internationale Lieferketten werden behindert. Die Automobilhersteller reagierten mit flächendeckenden Produktionsunterbrechungen, die sich unmittelbar auf die Kfz-Zulieferer der deutschen Kautschukindustrie sowie die Erstausrüstungslieferungen der Reifenhersteller übertrugen. Aktuell herrscht an vielen Standorten Stillstand und zahlreiche Werktätige befinden sich in Kurzarbeit.
Trotz aller Unwägbarkeiten hat der wdk für die weitere Branchenentwicklung in diesem Jahr drei Umsatzszenarien berechnet. Im „Best-Case“-Szenario würde der Umsatzrückgang 9 Prozent betragen, im „wdk“-Szenario 13 Prozent und im „Worst-Case“-Szenario 15 Prozent. Das wdk-Modell quantifiziert auch die schlechtere Entwicklung bei Kfz-Zulieferern und Reifenherstellern gegenüber dem Branchendurchschnitt. „Entscheidend wird jetzt sein, dass die Unternehmen in unserer systemrelevanten Branche diese beispiellose Krise möglichst unbeschadet überstehen. Wichtige Faktoren hierfür sind neben den Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für die Wirtschaft eine bleibende politische Unterstützung und ein partnerschaftlicher Umgang in der Wertschöpfungskette. Denn eines macht diese Krise auch deutlich: Industrieschutz ist Wohlstandsschutz“, sagt wdk-Präsident Dr. Ralf Holschumacher.
(kle)