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Reifenindustrie

Conti-Aufsichtsrat bestätigt Schließung des Reifenwerks in Aachen

Harsche Kritik an den Plänen zur Schließung des Reifenwerks in Aachen hat sich die Führung der Continental AG anhören müssen. Doch: Die Entscheidung steht. Der Aufsichtsrat der Continental AG hat in seiner heutigen Sitzung die Anfang September 2020 bekannt gegebenen, erweiterten Maßnahmen des Programms „Transformation 2019-2029“ bestätigt. Die Produktion in Aachen wird bis Ende 2021 eingestellt.

"Mit den gefassten Beschlüssen wurden auch die Weichen für eine zukunfts- und wettbewerbsfähige Aufstellung des Reifenbereichs gestellt, der sich mit weiter steigenden Überkapazitäten in Europa konfrontiert sieht", heißt es in einer Mitteilung. 1.800 der rund 2.000 Arbeitsplätze am Standort sollen dem Sparkurs zum Opfer fallen. „In den kommenden fünf bis zehn Jahren sehen wir keine Trendwende bei der Auslastung unserer europäischen Werke und rechnen langfristig mit einer ungenutzten Kapazität von rund 15 Millionen Reifen, wenn wir jetzt nicht handeln“, sagt Philipp von Hirschheydt, Leiter des Pkw- und Lkw-Reifenersatzgeschäfts von Continental in Europa, Nahost und Afrika. "Nur wenn wir unsere strukturellen Überkapazitäten in Europa jetzt konsequent reduzieren, gelingt es uns auf dem hart umkämpften Reifenmarkt langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben“, begründet er die Schließung.

Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern will die Leitung nun "verantwortungsvolle und möglichst sozialverträgliche Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter in Aachen" erarbeiten. Erste Sondierungsgespräche mit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der Stadt Aachen habe man bereits aufgenommen. Ziel sei die Entwicklung tragfähiger Konzepte mit Blick auf die Nachnutzung des Standorts.

Das Konzern-Management erklärt die Schließung mit der rückläufigen Auslastungssituation in allen europäischen Reifenwerken des Unternehmens in einem auf Sicht nicht wachsenden Markt. Das Unternehmen passe "die vorhandenen Überkapazitäten dem Marktbedarf an und verringert damit zugleich den Kostendruck", der auf allen europäischen Werken laste. Die vorhandenen Überkapazitäten führen bereits seit mehreren Jahren zu enormen finanziellen Belastungen und verringern damit nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit von Continental, heißt es aus der Zentrale. Das Reifenwerk in Aachen sei mit einem Produktionsvolumen von acht Millionen Pkw-Reifen pro Jahr das kleinste und zudem der kostenintensivste Standort im gesamten europäischen Produktionsnetzwerk.

Die Schließung des Reifenwerks in Aachen will die Conti-Führung aber keinesfalls als Zweifel am Produktionsstandort Deutschland verstanden wissen. Wahr ist, dass das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren allein in den Reifenbereich hierzulande mehr als eine Milliarde Euro investiert hat. Im Jahr 2018 eröffnete Conti sein „Taraxagum Lab Anklam“ genanntes Forschungslabor in Anklam, Mecklenburg-Vorpommern. Dort wird die Verarbeitung von Russischem Löwenzahn als alternative Rohstoffquelle zum Kautschukbaum in den Tropen erforscht. Continental plant, den Rohstoff in Zukunft in der Serienproduktion einzusetzen. Am Standort Korbach in Nordhessen wurde 2016 außerdem das „High Performance Technology Center“ eröffnet. Hier erprobt Continental Herstellungsverfahren für alle Reifenwerke weltweit und fertigt Hightech-Reifen für die automobile Sport-Luxusklasse. Am Standort Hannover-Stöcken, der auch die Basis der weltweiten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten des Reifenbereichs von Continental ist, hat der Reifenhersteller im Jahr 2013 das „ContiLifeCycle-Werk“ in Betrieb genommen. Die Verantwortlichen versichern, weiterhin am Standort Deutschland zu investieren - leider nicht in die Weiterentwicklung des Werkes in Aachen.

Der Aufsichtsrat stimmt also den "Strukturmaßnahmen" an den deutschen Standorten Aachen, Karben und Regensburg sowie der Rückführung des Joint Ventures mit Osram zu. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle ist überzeugt: „Mit den im Aufsichtsrat gefassten Beschlüssen sind die wesentlichen Weichen für die notwendige Transformation von Continental gestellt. Damit haben wir einen wichtigen Beitrag zur erhöhten Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit geleistet. Uns ist bewusst: Das ist ein schmerzhafter Prozess, den die Automobilindustrie und wir derzeit und in den kommenden Jahren zu bewältigen haben. Gleichzeitig eröffnen sich darin neue, profitable Wachstumschancen in einer sich fundamental verändernden Welt der Mobilität. Continental ist darauf nun bestens ausgerichtet. Ich bin fest überzeugt: Aus diesem nie da gewesenen Transformationsprozess wird das Unternehmen gestärkt hervorgehen.“

Der Continental-Vorstandsvorsitzende Dr. Elmar Degenhart teilt mit: „Unser Plan zielt deshalb darauf, jetzt unseren dauerhaften Erfolg vorzubereiten und die Zukunftsfähigkeit unserer gesamten Organisation zu sichern. So bedeutsam die heutigen Beschlüsse für unsere Zukunft sind, so schmerzhaft können die Folgen daraus für die betroffenen Mitarbeiter sein. Ihre Ängste und Sorgen gehen uns sehr nahe, und wir bedauern sie. Wir versuchen mit aller Kraft, die möglichen harten Auswirkungen unserer Pläne auf das Notwendige zu beschränken, sie abzumildern und sozialverträglich und fair zu gestalten. Gleichzeitig tragen wir die Verantwortung für die Zukunft von Continental weltweit und damit für alle Mitarbeiter in 59 Ländern und Märkten. Daher haben wir nach nachhaltigen Lösungen gesucht und sie sehr sorgfältig erwogen. In keinem einzigen Fall haben wir uns die Entscheidungen leicht gemacht. Insgesamt werden rund 30.000 Arbeitsplätze weltweit davon betroffen sein. Das heißt nicht automatisch 30.000 Kündigungen! Denn Entlassungen sind für uns immer das allerletzte Mittel. Wir werden daher jetzt gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen suchen, die von den Veränderungen betroffenen Mitarbeiter zu unterstützen und Beschäftigungsperspektiven zu fördern. Ein wichtiger Schlüssel dazu ist Qualifizierung.“ (kle)

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