Beim Kauf von Fahrzeugreifen soll das EU-Reifenlabel eine wichtige Entscheidungshilfe bieten. Optisch ähnelt es dem EU-Energielabel bei Haushaltsgeräten und gibt Aufschluss über Kraftstoffeffizienz, Nasshaftung und externes Rollgeräusch des jeweiligen Reifens. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen sich so mit einem Blick über wesentliche Produkteigenschaften informieren können und auf dieser Basis ihre Entscheidung treffen.
In der Praxis ist das Bewusstsein für das 2012 eingeführte EU-Reifenlabel und seine Aussagen auf Konsumentenseite bislang jedoch nur schwach ausgeprägt. Eine Studie der Lizeo Group hat jüngst gezeigt, dass vielen Käuferinnen und Käufern noch das Verständnis dafür fehlt, dass sich Reifen nicht nur hinsichtlich ihres Preises, sondern auch in Bezug auf ihre Leistungseigenschaften unterscheiden. Anstatt einer Überarbeitung des Labels, wie es momentan seitens der EU-Kommission diskutiert wird, tritt der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk) dafür ein, dass EU-Reifenlabel noch bekannter zu machen und das Verbrauchervertrauen durch einen Ausbau der Marktüberwachung zu stärken.
„Mit seiner objektiven Aussagekraft hilft das EU-Reifenlabel den Verbrauchern und dem Markt“, erläutert Stephan Rau, Technischer Geschäftsführer des wdk. Es sei daher wichtig, dass die Angaben der Hersteller korrekt seien. „Das bedeutet, dass der Marktüberwachung beim EU-Reifenlabel eine hohe Bedeutung zukommt. Deshalb haben sich der wdk und das zuständige Landesamt für Mess- und Eichwesen Rheinland-Pfalz das Ziel gesetzt, die Marktüberwachung im Bereich des Reifenlabels transparenter zu machen und kooperieren hierzu seit 2016.“
Bei einer Untersuchung von Reifen für Kleintransporter hinsichtlich ihrer Kraftstoffeffizienz und Nasshaftung stellten der wdk und die Marktüberwachungsbehörde 2018 fest, dass die große Mehrheit der Produkte den aufgedruckten Label-Klassen gerecht wird. „Das ist eine gute Nachricht für alle Verbraucher“, urteilt Stephan Rau und weist noch auf einen weiteren Punkt hin: „Das Reifenlabel ist mittlerweile Anknüpfungspunkt für staatliche Förderungen wie De-minimis beim Güterkraftverkehr oder für die Bestimmung der Abgasemissionen bei der Typgenehmigung geworden. Deshalb sind auch Flottenmanager darauf angewiesen, dass die Angaben auf dem Reifenlabel korrekt sind.“
Dass die EU-Kommission sich gerade ernsthafte Gedanken über eine Änderung des Reifenlabels macht, stößt beim wdk auf Unverständnis. Im Zuge der Änderung würden nämlich die derzeitigen Klassen noch weiter nach oben verschoben, obwohl die von der Reifenindustrie in Auftrag gegebene und von der Lizeo Group durchgeführte Untersuchung ergeben hat, dass gegenwärtig nur 0,1 Prozent aller Reifen den höchsten Labelwert „A-A“ (Kraftstoffeffizienz – Nasshaftung) tragen. Beim wdk befürchtet man, dass durch die Änderung die oberste Klasse (A) für längere Zeit leer wäre und dies die Verbraucher verunsichern würde. Stattdessen will man sich seitens des wdk dafür einsetzen, die Bekanntheit des EU-Reifenlabels auf Konsumentenseite noch weiter zu steigern und die Marktüberwachung – auch durch Sanktionen und Strafen bei falschem Label – zu stärken.
(dw)