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Reifenindustrie

Impulse für den Aufschwung

Die diesjährige Intermot ist Beleg dafür, dass die Motorrad-Industrie sich vom Katastrophenjahr 2009 nicht hat schrecken lassen. Mit einem Aussteller- und Besucherzuwachs sowie einer stärkeren Gewichtung auf das Thema Elektromobilität kann die wichtigste nationale Zweiradmesse tatsächlich als Impulsgeber für den Markt fungieren. Die Messe-Verantwortlichen haben es geschafft, nahezu jeden relevanten internationalen Bike und Reifen-Hersteller nach Köln zu locken.

Die diesjährige Intermot ist Beleg dafür, dass die Motorrad-Industrie sich vom Katastrophenjahr 2009 nicht hat schrecken lassen. Mit einem Aussteller- und Besucherzuwachs sowie einer stärkeren Gewichtung auf das Thema Elektromobilität kann die wichtigste nationale Zweiradmesse tatsächlich als Impulsgeber für den Markt fungieren. Die Messe-Verantwortlichen haben es geschafft, nahezu jeden relevanten internationalen Bike und Reifen-Hersteller nach Köln zu locken.

Das motorisierte Zweiradsegment hat in den letzten Jahren schwer einstecken müssen. Angesichts konstanter Umsatzeinbußen bei nahezu allen Branchenteilnehmern und der fehlenden Begeisterung der jüngeren Generation konnte sich die Gedankenspirale bei echten Motorradenthusiasten zu wahrhaft düsteren Zukunftsszenarien verdichten. Die Aufgabe der Intermot als Impulsgeber für den internationalen Zweiradmarkt konnte also in diesem Jahr nicht größer sein. Und tatsächlich schafften es die Verantwortlichen, ein deutliches Ausbruchszeichen zu setzen. Alle wichtigen Hersteller folgten der Einladung der Organisatoren: Von Aprilia, BMW, Ducati, Harley-Davidson, Honda, Kawasaki, KTM, Piaggio, Suzuki, Triumph, Vespa bis zu Yamaha - die internationale Motorrad-Szene zeigte geschlossen Flagge. Besonders erfreulich für die AutoRäderReifen-Gummibereifung-Redaktion war, dass sich in Köln auch alle relevanten Reifenmarken mit Ausnahme von Dunlop präsentierten.

Zufrieden mit dem Verlauf der Intermot zeigten sich die Messe-Verantwortlichen. Nach fünf Messetagen registrierten die Veranstalter Koelnmesse und Industrie-Verband Motorrad Deutschland e.V. (IVM) im Messegelände und bei den Events in der Biker-Stadt Köln über 210.000 Motorrad- und Rollerfans. Reiner Brendicke, Hauptgeschäftsführer des IVM, wertete die Intermot Köln als vollen Erfolg: „Die Industrie hat mit neuen Modellen und Konzepten klare Zeichen und Impulse für eine Marktbelebung gesetzt – so auch im Bereich alternativer Antriebstechnologien. Das neue Segment Intermot e-motion hat deutlich gezeigt, dass die motorisierte Zweiradbranche beim Thema bereits heute einen hohen, marktfähigen Standard erreicht hat. Besonders in der städtischen Mobilität gehört die Zukunft auch den elektrobetriebenen Zweirädern.“ Nach Angabe der Intermot-Macher besuchten rund 195.000 Facheinkäufer und Motorradfans die Messehallen. Signifikante Steigerungen bei den Fachbesuchern habe es besonders aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Italien gegeben. Ein Plus von 4 Prozent im Vergleich zur letzten Veranstaltung konnte die Intermot außerdem auf Ausstellerseite verbuchen. Auf einer Bruttoausstellungsfläche von rund 110.000 m² beteiligten sich 1.107 Unternehmen aus 40 Ländern. Das neue Segment „Intermot e-motion“ sollte Beleg für die Kompetenz der Branche auf dem Sektor der zukunftsorientierten Mobilität sein.

 Die größte Aufmerksamkeit galt auf der diesjährigen Intermot den Motorradneuheiten für das kommende Jahr. BMW präsentierte beispielsweise seine neuen Sechszylinder K 1600 GT und K 1600 GTL. Im Bereich der Luxustourer sollen die Neukreationen für Furore sorgen. Freunde der schnittigen Fahrweise konnten am Kawasaki-Stand die neue Ninja ZX-10R unter die Lupe nehmen. Mit dem in Köln natürlich wieder in grünem Gewand ausgestellten Kraftpaket sagt Kawasaki dem Kritikerliebling S1000 RR den Kampf an. Damit aber nicht genug - die Japaner hatten mit der W800 und der VN 1700 Voyager Custom ABS weitere Neuheiten im Gepäck. Die italie­nische Motorradschmiede Ducati zeigte die 1198 SP, die im kommenden Jahr die S-Version ablösen soll. In den Genuss der Ducati „Diavel“ kamen die Messebesucher in Köln leider nicht. Das heiß erwartete Teufelsbike erlebt auf der Mailänder EICMA seine Premiere. Den Messe-Schwerpunkt auf den Bereich Mittelklasse setzten die Suzuki-Mannen. Die Angebote lauten GSX-R 600 und 750 sowie die komplette Neukonstruktion GSR 750. Wuchtiges dafür am Triumph-Stand: Thunderbird Storm, Triumph America und Speedmaster, dazu aber auch die Triumph Speed Triple - die Fans der britischen Marke dürfen sich auf eine spannende Saison 2011 freuen.

 Interessantes zeichnet sich für das kommende Jahr auch im Reifenbereich ab. Ein paar Pneu-Neuheiten wurden von den Herstellern bereits angekündigt. Brandaktuelles gab es beispielsweise am Bridgestone-Stand zu bestaunen. Der Hypersportreifen Battlax BT 016 liegt nun in optimierter Version vor. Besonders in den Kriterien Nasshaftung und Laufleistung soll die neue Variante erheblich besser sein. Vorder- und Hinterrad des neuen Battlax BT 016 Pro verfügen über die bekannten Bridgestone Multi-Layer-Compound-Technologien. An beiden Rädern werden jeweils zwei verschiedene Gummimischungen im 3LC-(Three Layer Compound-)Verfahren verbaut. Die im BT 016 Pro verwendeten Gummimischungen wurden völlig neu entwickelt. Kennzeichnend ist ein erhöhter Silica-Anteil in der Mischung und der Einsatz von „RC Polymer“. Dieser unterstützt laut den Verantwortlichen den Silica-Effekt und kontrolliert gleichzeitig die temperaturabhängige Veränderung der Gummimischung. Der Aufbau von Vorder- und Hinterrad basiert auf der bewährten HTSPC-Plattform (High Tensile Super Penetrated Cord) mit MSB-Stahlgürtel. Im Ergebnis soll der Aufbau das Kontrollieren von Slides und die Linientreue in Kurven optimieren, ohne auf gute Stoßdämpfung zu verzichten. Unverändert ist das Profil des Battlax BT 016 Pro im Vergleich zum BT 016. Ab diesem Monat ist der Reifen in den Größen 120/70ZR17M/C (58W), 180/55ZR17M/C (73W), 190/50ZR17M/C (73W) und 190/55ZR17M/C (75W) verfügbar.

 Nach Ansicht von Wolfgang Terfloth, Leiter des Verkaufs Motorradreifen, verlief die abgelaufene Motorradsaison für Bridgestone äußerst positiv. Besonders die Markteinführung des Battlax BT 023 habe man erfolgreich abgeschlossen. Für mehr als 500 Motorradmodelle wurde der Pneu freigegeben. Erfreut ist man in der Motorrad-Abteilung von Bridgestone auch über die Testergebnisse - das englische „Bike Magazin“ beispielsweise wählte den BT 023 zum besten Allround-Tourensport-Reifen. Das klare Ziel sei es gewesen, den Marktanteil im Segment der Tourensport-Reifen deutlich zu erhöhen. In diesem Zusammenhang hat laut Terfloth auch die Fahrspaß-Versicherung, die Bridgestone für alle Motorradreifen anbietet, ihren Beitrag geleistet.

 Angesichts des katastrophalen Geschäftsjahres 2009 zeigte sich in Köln auch Jürgen Ihl aus der Motorrad-Division von Michelin mit dem bisher Erreichten zufrieden. „Aktuell verzeichnen wir gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 20 Prozent“, so der Leiter des Geschäftsbereichs Zweiradreifen für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Zentraleuropa. Dabei wurde bei Michelin wie auch bei allen anderen Premium-Herstellern zu Beginn der Saison in der Produktion eher defensiv kalkuliert. Entsprechend sei es in der heißen Phase zu vorübergehenden Lieferengpässen gekommen. Dies bestätigen auch die Verantwortlichen der in Köln vertretenen anderen Marken.

 Michelin stellte auf der Intermot die Reifen Pilot Road 2, Power Pure und den Ganzjahres-Rollerreifen City Grip ins Zentrum der Messe-Präsentation. Besonders für den Pilot Road 2 ernteten die französischen Reifenbäcker viel Lob von der Fachpresse. Zum vierten Mal in Folge wurde der Pneu von der Zeitschrift „Motorrad“ (Ausgabe 11/2010) zum Testsieger ernannt. Der Tourensportreifen mit 2CT-Technologie sichert tatsächlich auf Naked Bikes (Bandit 1250 S – 2009 und 2010), Sportlern (Honda CBR 600 RR – 2008) oder Tourensportlern (Honda VFR – 2007) eine gleichermaßen beeindruckende Performance. Ein gutes Feedback erhielt Michelin in diesem Jahr auch für die Neuvorstellung Power Pure. Der Pneu verfügt über ein sehr umfangreiches Freigabenangebot. Über 200 Motorradtypen, darunter viele Supersportler wie die Honda CBR 1000 RR Fireblade, die Yamaha YZF-R1 und natürlich die neue BMW S 1000 RR sowie Naked Bikes wie die BMW F 800 R oder die Yamaha FZ1 Fazer, sollen von den Handling- und Grip-Kapazitäten des Reifens profitieren. Für die Youngtimer-Freunde zeigte Michelin in Köln den Pilot Activ. Durch die Erweiterung seiner Palette um 15 Dimensionen ist der Diagonalreifen unter anderem für die Yamaha XJ 600 Diversion und die Kawasaki ER-5 Twister sowie für viele andere Motorräder freigegeben.

 Überrascht von der positiven Entwicklung auf dem Motorradreifenmarkt in diesem Jahr zeigten sich auf der Intermot auch die Conti-Verantwortlichen Torsten Rath und Thomas Poltrock. Zudem sei man glücklich, in diesem Jahr endgültig ein Vollsortiment aufgestellt zu haben. Mit dem neuen ContiRoadAttack 2 haben die Hannoveraner eine Neuheit für Sportler und Sporttourer auf den Markt gebracht. Die Entwicklungsingenieure haben die Profilierung und die Mischung angepasst, so dass im Vergleich mit dem beliebten Vorgängermodell mehr Grip auf nasser Straße und mehr Haftung auf trockenem Asphalt erreicht werden konnten. Auch hinsichtlich der Laufleistung und des Handlings habe man die Kapazitäten noch einmal erweitert. Möglich sei dies durch mehrere konstruktive Maßnahmen im der Reifenentwicklung geworden. Die Traction-Skin-Technologie verhindere durch eine spezielle Beschichtung der Reifenform, dass die Trennmittel, die für das „Backen“ des Reifens nötig sind, auf dem Pneu bleiben. Das Ziel ist es, eine extrem kurze Einfahrzeit des Reifens zu ermöglichen. Mit Blick auf mehr Sicherheit in Kurven ohne Minderung der Laufleistung setzen die Conti-Entwickler darüber hinaus auf die „Continous Compound Technology“. Der Schlüssel ist hier die Verbindung eines vergleichsweise weicheren Schulterbereichs mit einem abriebfesteren Mittelbereich. Auch der Temperaturaufbau gelingt nach Angabe der Conti-Mannen schneller, dank der „Black Chili Compound“-Mischung mit ihren Silica- und Russanteilen aus dem Rennbereich. Der ContiRoadAttack 2 ist aktuell in sechs Dimensionen für die Vorderachse und sieben für das Hinterrad erhältlich. Verkaufsleiter Thomas Poltrock sieht den Konzern mit seinem aktuellen Produktportfolio insgesamt gut aufgestellt und rechnet für 2011 im hart umkämpften Motorradreifenmarkt erstmal mit einer Stabilisierung der eigenen Anteile. Im Premium-Segment sieht er langfristig aber durchaus die Chance zu wachsen. „Wir wollen aber keine Schnellschüsse. Wenn wir 2011 Reifenneuheiten präsentieren, dann müssen die natürlich top sein“, so Poltrock.

 Ebenfalls mit einer Messepräsenz in Köln vertreten waren die Reifenspezialisten von Pirelli und Metzeler. Erst kürzlich haben die Verantwortlichen ihre neuen Bürogebäude in München bezogen, für die Präsentationsplattform Intermot verließen sie ihr schmuckes Heim aber gern. Aus gutem Grund, wollen die beiden Marken sich doch künftig stärker auch auf Endverbraucher-Events einem breiten Publikum vorstellen. In diesem Jahr konnte besonders Metzeler mit einer Reihe an gelungenen Neuheiten auftrumpfen. Neben dem eindrucksvollen Debüt des Sportec M5 Interact™ freuen sich die Verantwortlichen auch über den Markterfolg des Roadtec Z8 Interact™. Für eine Verlängerung der Roller-Saison soll außerdem der Metzeler Feelfree Wintec mit seinem erweiterten Reifengrößenkatalog sorgen. Einiges erwarten darf der Zweiradkenner für das kommende Jahr besonders auch von Pirelli - ein absolutes Produkthighlight scheint im Anmarsch. AutoRäderReifen-Gummibereifung wird die Entwicklung in den Häusern Pirelli und Metzeler in jedem Fall aufmerksam beobachten.

 Die Intermot-Macher schafften es in diesem Jahr mit einem speziellen Angebot fast alle relevanten Motorradreifenmarken unter einem Messedach zu vereinen. Ihr Produktsortiment präsentierten auch Avon Tyres, das Reifenwerk Heidenau und Sava. Im Mittelpunkt der Heidenau-Präsentation stand der von unserer Redaktion bereits vorgestellte Enduro Reifen K60 Scout. Eine Neuheit für Maxi-Scooter zeigten die Zweirad-Spezis von Sava – der MC38 MAX SCOOT ergänzt das bestehende Programm und soll als Allwetter-Reifen größtmögliche Sicherheit und Fahr­spaß auch auf nasser Straße gewährleisten. In Köln konnte man also sämtliche Pneu-Highlights dieses Jahres im Schnelldurchlauf noch einmal unter die Lupe nehmen. Außerdem konnte man bereits einige Andeutungen bezüglich der Produktneuheiten für das kommende Jahr aufschnappen. Es bleibt zu hoffen, dass diese bei einem entsprechend bikerfreundlichen Wetterverlauf dann auch in ausreichender Menge lieferbar sind.

(kle)

Reifenindustrie

Erfolgsfaktor Wetter

Nach zwei überaus guten Jahren musste die Reifenindustrie im Jahr 2012 in allen Segmenten Rückgänge verkraften. Auch der Motorradreifenmarkt war von einer besonderen Unruhe geprägt, die Preissituation insgesamt recht instabil. Zu Beginn des neuen Jahres ist es wie immer: Die Verantwortlichen hoffen auf einen raschen Frühlingsanfang und auf lange Gutwetterphasen im weiteren Verlauf des Jahres. Ein gutes Jahr wird es, wenn die Kilometerlaufleistungen steigen.

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Vom 3. bis 7. Oktober 2018 besucht die Motorrad-Branche Köln. Mit rund 1.000 Ausstellern ist die INTERMOT Köln weltweit eine der wichtigsten Messen zu den Themen Motorrad, Roller und E-Bikes. Laut den Messemachern wurde strukturelle Aufplanung der INTERMOT optimiert.

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Die Zweiradabteilungen der Reifenhersteller freuen sich über ein gutes Geschäftsjahr 2010. Mit zahlreichen Produktneuheiten und Präsenzen auf Endverbraucher-Events wollen die Premium-Marken ihre Marktanteile vergrößern. Drohende Einbrüche im Zweiradsegment sieht keiner der Hersteller.

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