Konkret wollen Bridgestone und Michelin in ihrer Präsentation verdeutlichen, warum sie die Verwendung von rückgewonnenem Ruß beziehungsweise rCB in der Reifenherstellung ausbauen wollen. „Jedes Jahr erreichen etwa eine Milliarde Reifen weltweit das Ende ihrer Nutzungsdauer. Viele der technischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Verwendung von recycelten und wiedergewonnenen Materialien aus Altreifen sind bereits bekannt“, teilt Bridgestone mit. „Dennoch bestehen Hindernisse auf dem Weg zu einer materiellen Kreislaufwirtschaft in dem Umfang, der für ein nachhaltigeres Ökosystem der Mobilität erforderlich ist.“
Laut Angaben des Reifenherstellers stammt aktuell weniger als ein Prozent der weltweiten Rußmasse, die für die Neureifenproduktion verwendet wird, aus recycelten Altreifen. Dies führt Bridgestone auf die schwach ausgebaute Lieferkette in Bezug auf die Rückgewinnung und Wiederverwendung von Carbon Black zurück.
Das Vorhaben von Bridgestone und Michelin zielt auf die Entwicklung eines Grundsatzdokuments ab, in dem die Rolle der Reifenindustrie bei der Verwirklichung einer Kreislaufwirtschaft aufgezeigt werden soll. Ende des Jahres 2022 wollen die Unternehmen dementsprechend ein Dokument veröffentlichen, das die technischen Anforderungen, Grundsätze und Lösungsvorschläge zur Erhöhung der Verwendung von rCB in neuen Reifen beinhaltet.
„Recovered Carbon Black bietet die Möglichkeit, die Abhängigkeit der Reifenindustrie von Petrochemikalien (Produkte aus Erdgas und Erdöl) zu verringern, indem ein Anteil des bisher verwendeten Carbon Black mit der nachhaltigeren Alternative ersetzt wird“, so Bridgestone weiter. Hinzukomme eine Reduzierung der CO₂-Emissionen von bis zu 85 Prozent bei der Verwendung von rCB in der Neuproduktion.
Dazu haben die beiden Unternehmen die Akteure der gesamten Wertschöpfungskette der Reifen- und Kautschukindustrie dazu aufgerufen, sich auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft zu beteiligen. Angestrebt werden Kooperationen mit Reifenherstellern, Carbon Black-Lieferanten, Pyrolysepartnern und Technologie-Start-ups. „Seit Jahren wird über die verschiedenen Hindernisse und Schwierigkeiten diskutiert, die die Kautschukindustrie daran hindern, recycelte oder wiedergewonnene Rohstoffe in nennenswerten Mengen einzusetzen“, sagt Sander Vermeulen, Vizepräsident „End-of-life Rubber Products Recycling Business“ bei Michelin. „Es muss der Kautschukindustrie als Ganzes möglich werden, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben und damit die Wiederverwertung von recycelten Materialien aus Altreifen zu verbessern.“ (jwe)