Auch wenn die Erprobung von möglichen Substituten – wie etwa Löwenzahn oder Guayule – immer weiter voranschreitet, bleibt Naturkautschuk ein wichtiger Bestandteil für die Reifenproduktion. Mit der Akquisition des brasilianischen Verarbeiters Hevea-Tec sichert sich Pirelli mehr Kontrolle über die Lieferkette bei diesem elementaren Rohstoff. Das lassen sich die Italiener einiges kosten: „Die Transaktion wird auf der Grundlage eines Unternehmenswertes von rund 21 Millionen Euro durchgeführt, vorbehaltlich der üblichen Anpassungen beim Abschluss, der voraussichtlich Ende 2023 erfolgen wird, sobald bestimmte Bedingungen, einschließlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden, erfüllt sind“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Gleichzeitig versichern die Verantwortlichen, dass sich die Übernahme nicht auf die für 2023 angestrebte Nettofinanzposition von rund 2,35 Milliarden Euro auswirken werde.
Die mit der Übernahme verbundenen Ziele definiert der Reifenhersteller wie folgt: Durch die Erhöhung des eigenen Naturkautschukvorrats in Lateinamerika soll die Kontinuität der Versorgung in der Region sichergestellt werden, wodurch wiederum die Effizienz steigen soll. Nach eigenen Angaben hat Pirelli bereits Pläne, die Produktionsmengen von Hevea-Tec zu erhöhen.
Darüber hinaus will der Reifenhersteller auch unter Nachhaltigkeits-Aspekten von dem Geschäft profitieren. „Die Transaktion wird die Einführung innovativer Naturkautschuk-Projekte erleichtern, die darauf abzielen, den Einsatz nicht-fossiler Materialien in den Reifen zu erhöhen“, zeigen sich die Verantwortlichen überzeugt. Durch lokale Belieferung könnten ferner die CO2-Emissionen reduziert werden.
Nachhaltigkeit in der Lieferkette von Naturkautschuk ist ein Thema, das seitens der Reifenindustrie in der jüngeren Vergangenheit verstärkt adressiert wird. Die Maßnahmen reichen von klaren Vorgaben für Lieferanten über lokale Projekte und Kooperationen bis hin zu speziellen Seminaren für Kautschukbauern. Die im März 2019 gegründete Global Platform for Sustainable Natural Rubber (GPSNR) widmet sich der Problematik auf internationaler Ebene und vereint wichtige Industrieakteure wie etwa Continental oder Hankook.