Gut 200 Teilnehmer nahmen an der Herbsttagung des wdk teil
Foto: Alexander Simmer
Gut 200 Teilnehmer nahmen an der Herbsttagung des wdk teil

Reifenindustrie

Hat die Kautschukindustrie in Deutschland eine Zukunft?

Bei der diesjährigen Herbsttagung des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) in Frankfurt am Main lag der Fokus auf der Standortfrage und den Perspektiven für die Branche.

Branchenvertreter und Experten beleuchteten vor rund 200 Gästen die zunehmend schwierigen Bedingungen am Produktionsstandort Deutschland und die volatilen Marktbedingungen. Zugleich gaben sie einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen. Der neu gewählte Präsident des wdk, Michael Klein , Hutchinson GmbH, sieht einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit im Verband bei dem Einsatz für den Industriestandort Deutschland. „Die deutsche Kautschukindustrie ist bekannt für ihre Leistungsfähigkeit, ihre Flexibilität und ihre Innovationskraft. Damit sie aber auch in Zukunft auf den internationalen Märkten erfolgreich bleiben kann, müssen sich die Standortbedingungen verbessern.“ Als Beispiele nannte er bezahlbare Energiekosten, eine Chemikalienregulierung mit Augenmaß und einen deutlichen Abbau von Bürokratie. Die Kautschuk-Branche könne Lösungen aufzeigen, auf die Gesellschaft und Umwelt dringend warten.

Anschließend diskutierten Peter Cöllen, Vorwerk Autotec; Sabrina Kaiser, Conradi + Kaiser und Konrad Ummen von Optibelt mit wdk-Hauptgeschäftsführer Boris Engelhardt die Zukunft inhabergeführter Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie. Als besondere Herausforderungen sahen sie die überbordende Bürokratisierung und die Fachkräftegewinnung. Gleichzeitig hoben sie die Einbettung der deutschen Unternehmen in die globalen Märkte hervor und betonten die Notwendigkeit einer Stärkung von Forschung und Entwicklung.

Einen kritischen Blick auf die deutschen Standortbedingungen warf Norbert Theihs, Geschäftsführer VCI Berlin in seinem Vortrag „Europa als Chemiestandort: energieintensive Industrien senden SOS“. Gerade bei der Chemie sei die Deindustrialisierung bereits in vollem Gange, was auch daran liege, dass die Strompreise in Deutschland kaum bezahlbar seien. So seien beispielsweise die Stromsteuern im europäischen Vergleich viel zu hoch.

Hohe Investitionen

Mit der deutschen Zulieferindustrie im allgemeinen Kapitalmarktumfeld beschäftigte sich Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler. Diese müsse sowohl das Verbrennergeschäft aufrechterhalten als auch immense Investitionen in die Forschung und Entwicklung sowie in die Produktion von E-Mobilitäts-Komponenten stemmen. Ein Break-Even-Point mit diesem Geschäft sei nicht vor 2028/29 zu erwarten. Da bei batterie-elektrischen Fahrzeugen Plattformlösungen besondere Bedeutung haben, sei es erfolgskritisch für deutsche Zulieferer, ein Teil dieser neuen Plattformen zu werden. Chancen lägen bei der Gewinnung chinesischer OEM als Kunden, Risiken bei der Konkurrenz durch zunehmend global agierende chinesische Zulieferer.

Die aktuellen Marktentwicklungen bei Öl und Gas waren Gegenstand des Vortrags von Carsten Fritsch (Commerzbank Commodity Research). Zwar seien die Gasspeicher in Europa vor dem Winter vollständig gefüllt, aber der europäische Gaspreis habe sich seit seinem Tief im Sommer mittlerweile verdoppelt. Risikofaktoren bei der Preisentwicklung seien mögliche Angebotsausfälle und die witterungsbedingte Nachfrage im Winter. Bei der Preisentwicklung von Öl stellte er fest, dass der Ölmarkt vom Nahost-Konflikt bislang kaum betroffen sei.

Überlebenskampf

Abschließend schilderte wdk-Chefvolkswirt Michael Berthel das Marktgeschehen bei Kautschukrohstoffen. Die deutsche Kautschukindustrie sei von der Rezession deutlich betroffen. Die jüngste Mitgliederbefragung habe ergeben, dass vier von fünf Unternehmen nach den ersten drei Quartalen dieses Jahres einen Umsatzrückgang im Vergleich zu 2022 verzeichnet haben. Auch die Perspektiven für die nächsten Monate zeigen sich in keiner guten Verfassung. Die Inlandsaufträge der Branche gingen im Jahresverlauf durchschnittlich um 7,1 Prozent zurück, die Auslandsaufträge um 5,1 Prozent.

Beispielsweise im Reifenbereich verzeichnete der dominierende Ersatzmarkt deutliche Rückgänge im Endverbrauchergeschäft sowohl mit Pkw- als auch mit Nutzfahrzeugreifen. Bei Rohstoffen zeigten zu Beginn des 4. Quartals nahezu alle Preise für die in der Kautschukindustrie verwendeten Materialien wieder nach oben. Berthels Fazit: Politik und Prozesskette müssten dazu beitragen, dass die international technologisch führende deutsche Kautschukindustrie überlebt. Sonst gäbe es für die anspruchsvollen Produkte und Anwendungen der Zukunft keine geeigneten Lösungen für elastomere Anforderungen mehr.

wdk-Präsident Michael Klein (l.) und sein Vorgänger Michael Wendt
Foto: Alexander Simmer
wdk-Präsident Michael Klein (l.) und sein Vorgänger Michael Wendt

Reifenindustrie

wdk-Präsident sieht solides Fundament für die Kautschukindustrie

"Die starke Stellung der deutschen Kautschukindustrie im Europäischen Wirtschaftsraum und ihre weltweite Reputation gründet sich auf die Fundamente Technik, Personal und Wirtschaft", mit diesen Worten sorgte Dr. Ralf Holschumacher, Präsident des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie e. V. (wdk), am 5. Mai 2015 in Berlin für die Einleitung zum diesjährigen Tag der Kautschukindustrie. Zu dem inzwischen traditionell in der Bundeshauptstadt stattfindenden Branchentreffen hatten der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e. V. (wdk) und der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie e. V. (ADK) erstmals gemeinsam eingeladen.

    • Reifenindustrie
Gemeinsam wollen die beiden Organisationen wdk und TfS für mehr Transparenz bei Nachhaltigkeitspraktiken sorgen.

Partnerschaft für Nachhaltigkeit

wdk kooperiert mit Together for Sustainability

Der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschuk­industrie (wdk) setzt sich nach eigenen Angaben seit vielen Jahren für eine verantwortungsvolle Beschaffung von Rohstoffen und Dienstleistungen in der Kautschukindustrie ein. Zusammen mit Together for Sustainability (TfS) möchte der Verband dem Ziel einen Schritt näher kommen.

    • Industrie

Reifenindustrie

Internationale Kautschuk-Tagung in Nürnberg gestartet

Mit einem Festakt wurden in Nürnberg die Deutsche Kautschuk-Tagung 2015 (DKT) sowie die International Rubber-Conference 2015 (IRC) eröffnet. In der Nürnberg Messe erwarten die Besucher aus aller Welt vom 29. Juni bis zum 2. Juli 2015 eine Fachmesse mit über 280 Ausstellern sowie ein wissenschaftliches Vortragsprogramm mit 6 Vortragssträngen und weit über 100 Vorträgen, darunter ein Forum junger Forscherinnen und Forscher sowie ein Fach-Symposium für Nachwuchskräfte. Premiere hat das Reifen-Symposium mit Schwerpunkt „Von der Wissenschaft zur Systemintegration“.

    • Reifenindustrie

Personalie

Holschumacher bleibt wdk-Präsident

Dr. Ralf Holschumacher bleibt dem Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e.V. (wdk) für weitere drei Jahre als Präsident erhalten. Er wurde auf dem Tag der deutschen Kautschukindustrie 2017 in Berlin von der Runde der vier Vizepräsidenten im Amt bestätigt.

    • Personalie