Mit dem Deutschen Zukunftspreis zeichnet der Bundespräsident jedes Jahr technische, ingenieur- oder naturwissenschaftliche Innovationen aus. Das Forschungsteam bestehend aus dem Reifenkonzern Continental, dem Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und der Universität Münster hatte seine Arbeit unter den Titel „Nachhaltige Reifen durch Löwenzahn – Innovationen aus Biologie, Technik und Landwirtschaft“ gestellt. 2018 hatte das „Taraxagum Lab Anklam“ eröffnet, um Löwenzahn als Rohstoffquelle weiter zu untersuchen.
„Die Nominierung ist eine große Ehre für uns. Sie bestätigt einmal mehr das Potenzial einer neuen Rohstoffquelle für Naturkautschuk. Gemeinsam mit unserem Projektnetzwerk konnten wir die Erforschung der gesamten Wertschöpfungskette des Russischen Löwenzahns wesentlich vorantreiben“, so Carla Recker, Leiterin des Fachgebiets Materialchemie des Reifenbereichs bei Continental. Die Industrialisierung des Anbaus von Löwenzahn-Kautschuk sei das Ziel des langfristig angelegten Projekts.
Die erste Fahrradreifen-Serie, Urban Taraxagum, aus Löwenzahn-Kautschuk von Continental existiert bereits. Seit 2011 arbeitet das Projektteam gemeinsam daran, Naturkautschuk regional aus Löwenzahn zu gewinnen, anstatt aus weit entfernten Tropenwäldern. „Der Schutz unserer Tropenwälder hat im Kampf gegen den Klimawandel oberste Priorität. Deswegen bedarf es auch eines Umdenkens in der Naturkautschuk verarbeitenden Industrie“, so Dirk Prüfer, Professor für Pflanzenbiotechnologie an der Universität Münster. Deshalb haben die Forscher den Russischen Löwenzahn etabliert und daraus eine widerstandsfähige Pflanze gezüchtet. Auch das Verfahren der Kautschukgewinnung aus den Wurzeln der Pflanze gilt als umweltfreundlich.
Am 17. November wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Deutschen Zukunftspreis in Berlin verleihen. Seit 1997 wird dieser jährlich vergeben; deutsche Wissenschafts- und Wirtschaftsverbände schlagen dabei nach intensiver Prüfung innovative Entwicklungen für die Auszeichnung vor. Dabei wird nicht nur die Innovation, sondern auch das wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenzial des Produkts von einer Jury bewertet. (jwe)