Trotz des schwierigen Marktumfeldes konnten die Unternehmen des Reifenhandels positive betriebswirtschaftliche Ergebnisse erwirtschaften.
Foto: Daniel Willrich
Trotz des schwierigen Marktumfeldes konnten die Unternehmen des Reifenhandels positive betriebswirtschaftliche Ergebnisse erwirtschaften.

Reifenmarkt

Reifenhandel trotzt der Krise

Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. bilanziert für den deutschen Reifenfachhandel ein gut vierprozentiges Minus der im Jahr 2022 im Sell-Out verkauften Reifenmenge im Vergleich zum Vorjahr. In Anbetracht der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage hat sich der Handel laut dem Branchenverband hierzulande insgesamt aber gut behauptet.

Rund 46,3 Millionen Reifen wurden im vergangenen Jahr im Reifenersatzgeschäft in Deutschland laut dem BRV verkauft. Dies sind rund zwei Millionen Reifen weniger als im Vorjahr. Nach dem elfprozentigen Einbruch im „Coronajahr“ 2020 habe der Stückabsatz im Geschäft mit privaten und gewerblichen Endverbrauchern 2021 um gut 2 Prozent wieder zugelegt. Entsprechend hegte die Reifenhandelsbranche bis zum Frühjahr 2022 die Hoffnung auf einen weiteren Aufwärtstrend der Absatzmengen im laufenden Geschäftsjahr. Doch dann startete bekanntlich der russische Angriffskrieg auf die Ukraine – und mit ihm die Folgen, die die Gesamtwirtschaft in Deutschland bis heute massiv beeinträchtigen: Versorgungsengpässe bei importierten Rohstoffen und Vorprodukten, Explosion der Kosten besonders für Energie und Logistik, hohe Inflationsrate und daraus resultierend Personalkostensteigerungen sowie Konsumzurückhaltung der Verbraucher. Wie erwähnt, resultierte aus diesem Krisengeflecht in 2022 final ein gut vierprozentiges Minus im Sell-Out.

Dennoch hat die Branche nach Ansicht des BRV der Krise getrotzt und bilanziert insgesamt ein „zufriedenstellendes Geschäftsjahr“. „Trotz rückläufiger Absatzzahlen in seinem Kerngeschäftsfeld Reifenverkauf konnte der deutsche Reifenfachhandel 2022 im Gesamtdurchschnitt die Umsätze ausbauen und auch die Kostensteigerungen so weit kompensieren, dass unter dem Strich ein leicht positives Betriebsergebnis bleibt“, sagt BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin.

BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin bilanziert ein „zufriedenstellendes Geschäftsjahr“.
Foto: BRV
BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin bilanziert ein „zufriedenstellendes Geschäftsjahr“.

Consumer-Reifen rückläufig, Lkw-Reifen stabil

Die Absatzrückgänge zeigen sich nach Aussage des Branchenverbandes durchgängig in allen Marktsegmenten, vom dominierenden Segment Consumer-Reifen (knapp 90 Prozent Anteil am Stückabsatz) über die deutlich kleineren Segmente Lkw-Reifen (rund 5,9 Prozent Absatzanteil) und Motorradreifen (3,6 Prozent Anteil) bis hin zu den Nischensegmenten FARM und EM. Der BRV kommuniziert folgende Zahlen:“Im Segment Consumer-Reifen lag der Absatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr bei 4,7 Prozent. Das Segment setzt sich aus den zwei Produktgruppen Pkw-/Off-Road(4x4)-Reifen und Leicht-Lkw-Reifen (LLkw) zusammen, rund 41,6 Millionen Reifen wurden 2022 hier insgesamt verkauft. Während die Gesamtnachfrage bei Pkw-/4x4-Reifen um gut 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückging, blieb der Absatz von LLkw-Reifen mit einem leichten Zuwachs von 0,5 Prozent stabil.“ In beiden Produktgruppen sei der der Mengenabsatz sowohl bei Sommer- als auch bei Winterreifen (M+S) gesunken, wobei die Winterreifen prozentual deutlich stärkere Rückläufe verzeichnet hätten. Einzig zulegen konnten erneut Ganzjahresreifen: „Die Zuwächse fielen mit einem Plus von 2 Prozent bei Pkw-Reifen und gut 6 Prozent bei LLkw-Reifen jedoch deutlich moderater aus als im Schnitt der Vorjahre. Zweistellige Zuwachsraten wie zu Beginn des „Ganzjahresreifen-Booms“ in der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts sind auf absehbare Zeit wohl nicht mehr zu erwarten“, heißt es in einer Mitteilung. Als Gründe für die rückläufige Volumenentwicklung im Consumer-Segment nennt der Reifenfachverband weiter rückläufige Fahrleistungen, gesunkene Pkw-Neuzulassungszahlen und Kaufzurückhaltung seitens der Autofahrer wegen gestiegener Produktpreise und der erlittenen inflationsbedingten Kaufkraftverluste im vergangenen Jahr.

Im Segment Lkw-/Busreifen blieb mit einem nur leichten Mengenrückgang um 0,5 Prozent der Absatz von Neureifen nahezu stabil. Runderneuerte Reifen, die einen Anteil von knapp 28 Prozent des Segments ausmachen, verzeichneten einen Volumenrückgang von 1,4 Prozent - trotz gestiegener Sensibilität der Kunden für Produkte und Produktionsprozesse, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. „Im Vergleich zur Neureifenproduktion zeigt die Reifenrunderneuerung hier eindeutige Vorteile, denn Rohstoffverbrauch und Energieaufwand in der Fertigung sind geringer und durch die Runderneuerung wird die Nutzungsdauer des Reifenunterbaus verlängert, so dass weniger Altreifen anfallen“, erklärt Michael Schwämmlein, BRV-Geschäftsführer Technik. Er hebt hervor: „Runderneuerte Reifen sind sozusagen das Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft in der Mobilitätsbranche.“ Die Nachfrage nach Motorradreifen blieb mit einem nur minimalen Mengenrückgang von 0,5 Prozent im Jahr 2022 laut BRV weitgehend stabil. In den Nischensegmenten hätten sich ähnliche Absatzrückgänge wie im Consumersegment gezeigt (FARM -4,2 Prozent, EM -5,1 Prozent).

Unsichere Prognose

Ausgehend von der Prämisse, dass sich die allgemeinwirtschaftliche Lage in Deutschland nicht durch weitere unabsehbare Faktoren verschärft, geht der Reifenfachverband von einer weitgehend stabilen bis leicht positiven Entwicklung der Absatzvolumina im laufenden Jahr aus. Selbst wenn diese Prognose eintrifft, werde das Reifenersatzgeschäft Deutschland 2023, vor allem im Segment Consumer, volumenmäßig noch deutlich vom ‚Vor-Corona-Niveau‘ entfernt bleiben.

Michael Schwämmlein, BRV-Geschäftsführer Technik, bezeichnet Runderneuerte als „Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft in der Mobilitätsbranche“.
Foto: BRV
Michael Schwämmlein, BRV-Geschäftsführer Technik, bezeichnet Runderneuerte als „Paradebeispiel für Kreislaufwirtschaft in der Mobilitätsbranche“.

Trotz des schwierigen Marktumfeldes konnten die Unternehmen der deutschen Reifenhandels- und -servicebranche positive betriebswirtschaftliche Ergebnisse erwirtschaften. Der BRV-Jahresbetriebsvergleich für das Gesamtjahr 2022 zeigt, dass der Umsatz im Durchschnitt der meldenden Betriebe um 10 Prozent und der Rohertrag um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden konnte. Die Durchschnittsrendite liegt trotz rückläufiger Absatzmengen und deutlich gestiegener Raum- und Personalkosten per Dezember 2022 im Gesamtmarkt bei 0,7 Prozent und bei den klassischen, nicht-filialisierten Reifenhandelsbetrieben sogar bei 4,3 Prozent vom Umsatz.

Der Umsatz mit Reifenservice-Dienstleistungen wie Montage, Auswuchten oder Einlagerung stieg nach einem fünfprozentigen Plus im Vorjahr im Gesamtschnitt weiter um knapp 6 Prozent und auch der Umsatz im Dienstleistungsbereich Autoservice konnte offenbar weiter ausgebaut werden. Hier zeigt nach Ansicht des Fachverbandes, dass die Unternehmen der Branche den in den letzten Jahren wiederholt erfolgten Appellen des Verbandes gefolgt seien, verstärkt „auf Sicht“ zu navigieren, also ihr engeres Marktumfeld kontinuierlich zu beobachten, ihre Geschäftsstrategie öfter nachzujustieren und auch ihre Preise renditeorientiert zu kalkulieren. „Weder die Kostensteigerungen noch die im Jahr 2022 häufiger als üblich erfolgten Produktpreiserhöhungen der Hersteller wurden in der Breite der Branche durch Margenverzicht aufgefangen. Sondern die Preise für die verkauften Produkte wie auch für die erbrachten Dienstleistungen wurden auf ein betriebswirtschaftlich erforderliches Niveau angepasst und das neue Preisniveau konnte am Markt durchgesetzt werden“, so BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin. Dies sei ein Indiz dafür, dass die Kunden die Kompetenz und die Dienstleistungsqualität des Reifenfachhandels und -handwerks im wahrsten Sinne des Wortes wertzuschätzen wüssten. (Kay Lehmkuhl)

Delticom_lager.jpeg

Handel

Delticom-Management sieht „Turnaround geschafft“

Delticom verzeichnet im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang von 13,5 Prozent. Das Konzernergebnis fällt mit 6,9 Mio. € bzw. 0,55 € je Aktie im Vorjahresvergleich aber deutlich höher aus (2019: –40,8 Mio. € bzw. –3,27 € je Aktie). Das Delticom-Management sieht den „Turnaround geschafft“.

    • Handel, Großhandel, IT/Online
Die Agenda der diesjährigen BRV-Mitgliederversammlung.

Einladung

BRV-Mitgliederversammlung im Juni 2024

Wie schon so oft lädt der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) auch in diesem Jahr zu seiner Mitgliederversammlung ein. Diese findet am 3. Juni 2024 im Congress-Centrum Nord, Konrad-Adenauer-Saal in Köln statt. Anmeldefrist ist der 10. Mai 2024.

    • BRV, Reifenhandel
BRV_michael_schwämmlein.jpeg

BRV

Hinweis zu Laufflächen-Reparaturen von „Seal- und Silent“-Reifen

Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V erinnert an die zunehmende Verbreitung von Reifen im Ersatzmarkt mit sogenannter Seal-/Sealant- und Silent-Ausrüstung. Der Handel muss laut dem Branchenverband sorgfältig abwägen, ob eine Reparatur sinnvoll ist.

    • Handel, Werkstattservice, Reifenmarkt, Reifen
BRV_versammlung.jpeg

Handel

BRV verschiebt Mitgliederversammlung

Traditionell findet die BRV-Mitgliederversammlung am Vortag der Reifenmesse, seit 2018 am Vortag des Branchenevents THE TIRE COLOGNE statt. Die veranstaltetende Koelnmesse GmbH hat die „Extra Edition 2021“ von THE TIRE COLOGNE nun abgesagt . Der BRV verschiebt seine diesjährige Mitgliederversammlung auf einen noch unbestimmten Termin im Spätsommer oder Frühherbst.

    • Handel, Messen, Kooperationen